FORST II

Die Bildideen von Jens Rausch enthalten stets ein Substrat von Wirklichkeit und präsentieren sich in fotorealistischer Darstellung. Gemälde, die als bloße Illustration fungieren, lehnt der Künstler jedoch ab. Seine Werke oszillieren vielmehr zwischen gegenständlicher Beschreibung und einer Auflösung der Natur in ihre visuellen und materiellen Reize. Dahinter steht die biografische Frage nach der eigenen Entwicklung in einer zunehmend technologisierten Welt.

Die Reflexion über die Technologisierung führt bei Jens Rausch zu einer Auseinandersetzung mit Motiven aus der Natur. Dabei handelt es sich vorwiegend um Waldszenen als Analogien von Wachstumsstadien der Natur und den Lebensstufen des Menschen. Im Forst, als einem von Menschenhand künstlich erschaffenem Waldgebiet, verdichtet sich nichtsdestotrotz das natürliche Geschehen: das Wachsen, Blühen, Reifen, Früchtetragen und schließlich das Welken und Vergehen, das Ernten bzw. Fällen der Bäume. Trotz dieser Negativ-Dimension schafft es Jens Rausch seine Bilder mit einer besonderen Ästhetik zu versehen. Denn erst bei tiefergehender Auseinandersetzung offenbart sich dem Betrachter die kritische Botschaft des Künstlers Schicht für Schicht.

Das Spiel mit der Wahrnehmung geht auch bei den Materialien weiter: In einem bewussten Auswahlprozess kommt es zum Einsatz von Werkstoffen, die den genannten thematischen Kreislauf begleiten. Typisch für Jens Rausch ist die Verwendung fossiler Materialien wie Bitumen, Feuer und Ruß. In Forst II kommt es darüber hinaus zum ersten Mal zum Einsatz von Eisenoxid, dass zunächst als Grundierung angedacht, zu einem weiteren Kernbestandteil in dieser fortlaufenden Werkserie geworden ist. Entdeckt während seines Island-Aufenthalts unterstreicht es als Farbe des Lebens und des Todes den bildlichen Antagonismus der menschlichen Vergänglichkeit.


Carolin Meier